Sich treiben lassen auf dem Weg nach Nirgendwo - genau das wollen die kurz vorm Abitur stehende Pauline und ihr Freund Ramon tun. Deshalb "borgen" sie sich das Taxi von Ramons Onkel und fahren los, Ramons Mandoline und Paulines Ersparnisse im Gepäck. Zunächst geht's von Festival zu Festival, schließlich dem Sommer hinterher Richtung Süden. Sie genießen die Freiheit und Unbeschwertheit, den Geruch von Autoreifen auf heißem Asphalt, die Klänge und Stimmen des Blues und nicht zuletzt die Gespräche und Freundschaften, die sie auf ihrer Reise finden. Es ist ein Buch über das Ausbrechen und Luftholen, ebenso über die Flucht vor der Vergangenheit, die uns doch immer und überall wieder einholt, weil sie uns zu dem gemacht hat, was oder wer wir sind. Eine Roadstory als Plädoyer für die Liebe, die es festzuhalten gilt. Und eine Geschichte, die erzählt von der Begegnung mit Menschen, die uns beeinflussen, sodass wir nicht ganz so frei sind, wie wir zu sein glauben. PressestimmenLeipziger fhl Verlag legt die Road-Story einer begabten Chemnitzerin vor
Wäre der fhl Verlag ein großer Verlag, so ein Imperium, wie es in München etwa sitzt oder in Gütersloh, die Buchläden wären längst geflaggt mit großen Plakaten, die Frühstückssender würden sich balgen um die Autorin. Dumm nur: Fräulein Bergmann hat nicht kopiert. Sie hat selbst geschrieben. Eine echte Road-Story. [...] Leipziger Internet-Zeitung, 25. August 2010 Komplette Rezension Taxi nach Süden Leseprobe»Ich brauche neue Dessous.«
»Was?« »Unterwäsche. Oder wenigstens eine Tube Reisewaschmittel. Sonst hab ich bald nichts mehr zum Anziehen.« Ramon lacht. »Der Gedanke erregt mich, Pauline.« »Mich regt er auf.« Ramon lässt sich meinen Namen auf der Zunge zergehen, lutscht an ihm herum wie ich an meinem Zitronenbonbon. Ich finde es schön, wie Ramon meinen Namen ausspricht. Wie er ihn nicht verkürzt, verstümmelt sollte ich wohl eher sagen, zu Pauli oder Paula oder Line, wie viele Leute es tun, obwohl ich das nicht mag. Die Landschaft fliegt an mir vorüber, weht durch meine Haare, prallt in meine Augen und bringt sie zum Tränen. Ich habe meinen Kopf aus dem Fenster gelehnt, so weit es geht, obwohl Ramon das nicht gefällt, weil er es für gefährlich hält, aber er ist weder meine Mutter noch mein Vater. Erst recht nicht mein Großvater. In Ramons Gegenwart tue ich, was ich will. Der Geruch unserer Liebe hängt noch an meinem Körper, aber langsam nimmt die Landschaft alle Gerüche mit sich, auch den Geruch unserer Liebe. Haselnuss. Wenn ich mich ein Stück hinunterbeuge und meine Nase in die Nähe meines Schoßes bringe, rieche ich Haselnuss. Aber sobald ich den Kopf wieder hebe und aus dem Fenster strecke, rieche ich nichts mehr, so schnell weht die Landschaft an mir vorbei, durch mich hindurch, ich bekomme keinen Geruch mehr zu fassen, so, wie die Augen nichts mehr zu fassen bekommen, wenn die Bilder zu schnell an ihnen vorüber rasen. Unser Taxi haben wir geklaut, nein, eigentlich nur geborgt. Es stand am Rand der Straße, als habe jemand es vergessen, sogar der Schlüssel steckte noch. Na ja gut, eigentlich gehört es Ramons Onkel. Er ist derjenige, der es vergessen hat. Oder auch nicht. Aber er fährt sowieso kaum noch, sondern lässt, besser gesagt: ließ das Taxi am Rand der Straße stehen und verstauben. Ich wette, es vollführt innerlich gerade Luftsprünge, weil es endlich wieder gefahren wird. Und auch ich mache innerliche Luftsprünge. Die Landschaft weht durch mich hindurch und zerzaust mein Haar, ich fühle mich frei! Mit dem rechten Arm winke ich den Bäumen zu und rufe: »On the road!« |